Prolog

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1. Tag:
Ankunft

2. Tag:
Ghost Town Chloride

3. Tag:
Kaiser Spring Canyon - Watson Lake

4. Tag:
Vulture Mine - Castle Hot Springs Road

5. Tag:
Apache Trail - Tonto NM - Lost Dutchman SP

6. Tag:
Hewitt Canyon Arch - Fahrt nach Ajo

7. Tag:
Organ Pipe Cactus NM - Saguaro NP

8. Tag:
Saguaro NP - Arizona Sonora Desert Museum - Mission San Xavier del Bac

9. Tag:
White Rocks - Stud Horse Point

10. Tag:
Coyote Buttes South - White Pocket

11. Tag:
White Mesa Arch - Coal Mine Canyon - Blue Canyon

12. Tag:
Canyon de Chelly - Arches bei Many Farms - Monument Valley

13. Tag:
Valley of the Gods - Corona Arch - Arches NP

14. Tag:
Arches NP - Onion Creek

15. Tag:
Dead Horse Point SP- Canyonlands NP - Mineral Bottom - Secret Spire

16. Tag:
Mesa Arch - Factory Butte Arch - Capitol Reef NP

17. Tag:
Cedar Breaks NM

18. Tag:
Valley of Fire - Las Vegas

19. und 20. Tag :
Las Vegas und Rückflug

5. Tag - Donnerstag, 29. Mai 2008

"Wir werden nie Freundschaft schließen"

So langsam schien ich meinen Rhythmus zu finden, ich wurde gegen 5:30 Uhr wach und setzte gleich erstmal einen Kaffee auf. Während meiner Guten-Morgen-Zigarette stellte ich fest, dass es nachts angenehm abgekühlt hatte. Ich machte mich ausgehfertig, kramte nebenbei die Infos für heute hervor und packte meine Tasche (Akkus, Infos, Sonnencreme usw.), die ich tagsüber immer mit dabei hatte.

Genau gegenüber war ein "Waffle House", 1999 bin ich mit Andy hier in Phoenix mal in einem gewesen und es gefiel uns da ganz gut, also mal schauen, ob es noch immer so ist. Es war nicht schlecht aber irgendwie war ich damals begeisterter davon, als dies heute der Fall war. Ich wählte ein Special mit Spiegelei, Bacon und Hashbrowns, dazu gab es natürlich noch die für das Wafflehouse obligatorische Waffel. Nach der Hälfte war ich satt. Nun war Commi an der Reihe. Der gute Junge hatte viel Durst! Ich putzte noch die Frontscheibe - na ja, sauber ist was anderes, aber wenigstens war es nicht mehr so eklig, die ganzen Leichen waren jetzt weg. Zum Schluss wurde noch die Kühltasche mit Eis und Getränken bestückt.

Unter dem linken vorderen Radkasten entdeckte ich eine Mini-Pfütze.?
Keine Ahnung, woher die kam, ob das Commi war?
Immer diese Unsicherheiten...

Kurz vor 8 war ich endlich fertig, das ganze Ritual braucht immer irgendwie seine Zeit .

Die Fahrt zum Apache Trail ging fix, die Lage vom Super 8 Motel ist wirklich unschlagbar.

Die Superstition Mountains sahen ganz anders als gestern Abend aus, da sie das Licht von der anderen Seite bekamen (logisch..., schließlich war ja Vormittag). Die majestätischen Felsen wirkten im Morgendunst grau und abweisend.

Kurz darauf war dann schon der erste Stopp fällig, um die Ghost Town Goldfield zu durchstreifen. Die Ghost Town erinnert mich an Calico, es wirkt alles viel zu künstlich. In Goldfield fehlt mir einfach das Authentische. Es spricht ja nichts dagegen, dass die alten Gebäude für Restaurants, Gift Shops etc. verwendet werden. Aber es wäre schön, wenn dies alles viel dezenter geschehen würde, ohne die ganze Werbung etc. Da war die Vulture Mine gestern viel besser.

Trotzdem freute ich mich wieder, über diese so typischen Holzwege vor den Häusern zu laufen. Außer mir schlenderte nur noch ein Motorradfahrer umher, so konnte man wenigstens ein paar Fotos machen, ohne dass einem ständig jemand durchs Bild rannte.


Goldfield ist nicht groß, die Geschäfte hatten alle noch geschlossen und nach ca. 20 Mintuen fuhr ich weiter. In der Ferne sah man die Silhouette der Four Peaks, welche die anderen Felsen deutlich überragten. Würde ich mich trauen, diese Strecke heute Nachmittag in Angriff zu nehmen?

Der Apache Trail führt durch eine wunderbare Landschaft: Tolle farbige Felsen, herrliche  Kakteen, Canyons, eindrucksvolle Mesas, die tiefblauen Seen "Canyon Lake" und "Apache Lake" - nur die blöden Strommasten stören unheimlich. Sie sind beharrlich entlang an der Straße aufgestellt.


Kurz vor Tortilla Flat war doch tatsächlich wieder eine Schlange auf der Straße - aber ich konnte zum Glück noch ausweichen und wir kamen beide mit dem Schrecken davon. Das Prickly Pear -Eis in Tortilla Flat probierte ich nicht, so früh am Morgen war mir noch gar nicht nach solchen Experimenten.

Ein Stückchen weiter kam mir ein Polizeiauto mit Blaulicht entgegen. Der Polizist signalisierte mir, dass ich anhalten sollte, weil ein Truck mit langer Ladung entgegen kommt und eine Begegnung in der Kurve vermieden werden muss. Ich hatte vollstes Verständnis, Commi und ich blieben wie festgenagelt stehen.

Langsam fragte ich mich, wann denn nun der Asphalt aufhört oder sollte mittlerweile der komplette Apache Trail geteert sein?

Aber endlich tauchte ein Hinweisschild auf, dass die Strecke während der nächsten 22 Meilen unpaved ist.

Anfangs wies die Straße einige unangenehme, tiefe Löcher auf und es holperte ordentlich, wenn man denen nicht ausweichen konnte, aber dann wurde sie besser, eine feste Staubpiste.

Ein Schild kündigte an, dass die Strecke nun zur "one lane road" wird?
Wieso denn das

Der Grund offenbarte sich nach der folgenden Kurve: Der Weg wurde so schmal, dass an der Wand des "Black Cross Butte" in den "Fish Creek Mountains" wirklich nur ein Auto auf die Fahrspur drauf passt! Am liebsten hätte ich die Augen geschlossen, damit ich nicht sah, wie tief es neben der Straße runter ging, aber das wäre wohl nicht sehr gesund gewesen...

Und was ist, wenn nun doch jemand entgegen kommt? Ich fahre nicht rückwärts!!!
Aber ich hatte Glück, es war kein Gegenverkehr unterwegs.

Unten angekommen war die Straße dann wieder breiter. Man hatte einen guten Blick auf die Wand, an der man vorher gerade hinunter gefahren war - und ich entdeckte diverse Autowracks, die irgendwann mal abgestürzt waren

Die Landschaft ist ein Traum.



Gegen Mittag erreichte ich den Roosevelt Staudamm. Und nun? Four Peaks oder nicht? Ach was, schlimmer als der steile Abhang konnte es auch nicht werden Der CD-Player spielte gerade "Dead or Alive" - sollte mir das zu denken geben

Ich fuhr einige Meilen nach Norden und bog dann auf die El Oso Road ab. In der Ferne sah man den Verlauf der Straße - sah doch ganz harmlos aus, wie sie sich in Richtung der "Four Peaks" schlängelte.

Sie ist bestimmt auch harmlos - aber nicht für mich. Nach den ersten paar Hundert Metern ging es steil nach oben. Die Straße verläuft immer mal ein kurzes Stück auf einer Art Grat, aber dann kommt gleich die nächste verdammt steile Stelle. Ist die Straße anfangs noch breit, wird sie sehr schnell immer enger und bietet nur noch einem Auto Platz. In der Mitte ist die Fahrbahn etwas nach oben gewölbt und - ganz fies - in den Kurven neigt sie sich dann ganz unangenehm abschüssig zum Abhang.
Fürchterlich!!!
Mir wurde flau im Magen, ich begann am ganzen Körper zu zittern und umklammerte das Lenkrad, dann wurde mir richtig elend. Ich hatte einfach nur noch Angst Aber mir blieb nix übrig als weiterzufahren. Umdrehen wäre nicht gegangen.

Nach ca. 4 Meilen bot sich dann endlich eine Gelegenheit. Ich schaute den nächsten Abschnitt an, da wurde es noch steiler, d.h. es ging noch höher hinauf (man könnte also noch tiefer runterfallen) und ohne einen einzigen Gedanken des Bedauerns drehte ich um. Die Abfahrt empfand ich nicht mehr als ganz so schlimm, aber Commi tat mir leid, seine Bremsen mussten viel arbeiten.

Dennoch genoss ich den Ausblick, den man von der El Oso Road auf den Roosevelt Lake hat.

Ich war froh, als ich wieder unten war und ich bereute nicht, dass ich das Vorhaben abgebrochen hatte. Das wird mir eine Lehre sein und ich werde mir künftig vorher in Topo das Höhenprofil solcher Strecken anschauen. Möglicherweise wäre die Strecke für mich nicht so fürchterlich gewesen, wenn ich sie von der anderen Seite aus in Angriff genommen hätte. Da steigt sie eher gemächlich bis zum höchsten Punkt an, man kann sich besser darauf einstellen.

Der Anfang der Trailbeschreibung "very popular mountain drive" im 4WD-Book hätte mir schon zu denken geben sollen bzw. gab mir auch zu denken, was ich aber ignorierte.
Mountains (mit ihrer Höhe und den Tiefen) und ich, wir werden nie Freunde werden.

Ich gönnte Commi eine Pause, um seine Bremsen abzukühlen, schlachtete in der Zwischenzeit eine kalte Coke und rauchte eine Beruhigungszigarette gegen meine flatternden Nerven.

Als sich der Pudding aus meinen Knien verflüchtigt hatte beschloss ich, das Tonto National Monument zu besuchen. Also fuhr ich wieder zurück, überquerte erneut die Roosevelt Bridge und kurz darauf kam auch schon der Abzweig. Ich parkte Commi, besorgte mir eine Eintrittskarte und begab mich auf den Trail. Der ist zwar kurz aber unangenehm steil.

Und ganz fies waren die kleinen schwarzen Fliegen   Sobald man stehen blieb, wurde man umsummt, sie versuchten in die Ohren zu krabbeln usw. Man war nur noch am Rumwedeln. Diese Viecher waren mir auch gestern schon aufgefallen, aber nicht in diesen Mengen. Widerlich! Es ist überhaupt das erste Mal im Südwesten, dass ich solche Flugviecher sehe. Ob es an den Regenfällen der letzten Woche liegt, ist da eine neue Generation geschlüpft?

Um 13 Uhr, so richtig fein in der Mittagshitze, schleppte ich mich den Weg nach oben. Die Indianer können damals noch keine Friedenpfeife oder sonst was geraucht haben, sonst hätten sie nicht so weit oben gebaut. *stöhn*

Eine Rangerin war in den Ruinen und erzählte den Leuten vieles über die Geschichte. Den Job möchte ich nicht haben - bei diesem Arbeitsweg.

Ich lauschte ihrem Vortrag und ließ alles auf mich wirken.

Der Weg zum Parkplatz war um einiges einfacher. 

In Globe ging ich schnell zum Fry's, meine Wasservorräte waren beachtlich geschrumpft und ich holte mir einen Salat für das Abendessen. Eine Tüte Eis musste auch noch mal her, das Thermometer zeigte 92°F und in der Kühlbox befand sich nur noch Wasser, in dem mein Salat sonst abgesoffen wäre.

Kurz nach halb fünf war ich wieder am Motel. Ich schaute nach, ob das Internet nun geht - tatsächlich, es funktionierte. Also schrieb ich fix zwei E-Mails, guckte kurz ins Forum und machte mich dann um 17.15 Uhr auf den Weg zum Lost Dutchman State Park. Dort schlenderte ich den kleinen Trail zwischen dem Cholla Picknick-Platz und dem Saguaro Picknick-Platz entlang.
Ich ärgerte mich, dass ich mein Abendessen im Kühlschrank vom Motel gelassen hatte, aber die lästigen Mücken überzeugten mich davon, dass es die richtige Entscheidung war. Bei dem Gesummsel wäre das Essen zur Qual geworden.

Und dann tat ich was, wovon ich schon dachte, dass ich gar nicht mehr weiß, wie das geht: Ich machte einfach mal gar nix. Nix aufschreiben, nix nachschauen, nix überlegen usw.
Ich öffnete eine Dose Miller, zündete eine Zigarette an, beobachtete, wie sich der Schatten durch die untergehende Sonne immer mehr auf die Superstition Mountains hin bewegte und ließ die Seele baumeln.


Gegen 19.40 Uhr war ich wieder am Motel. Nach einer erfrischenden Dusche mampfte ich meinen Salat, dann wurde der Reisebericht getippt und in der Lobby noch mal die E-Mails gecheckt. Als alles erledigt war, machte ich es mir wieder mit einem Miller und meinem Buch am Pool bequem, bevor ich gegen 0.30 Uhr ins Bett ging.

Die Karte wurde mit Topo USA von DeLorme www.delorme.com erstellt.

Gefahrene Meilen: 188