Montag, 24. September 2012 - "Angekommen"

Obwohl das Best Western nahe am Airport und auch gleich die große Kreuzung von I10 und I17 quasi nur einen Block entfernt ist, hatte ich wirklich gut geschlafen und nichts gehört. Von Flugzeugen nur mal so ein unterschwelliges Brummen (oder kam es von den Autos auf der Straße?) Aber mich hat es nicht gestört. Im Gegenteil, das hatte sogar was Beruhigendes. Aber natürlich schlug der Jetlag zu und um 4.20 Uhr war die Nacht vorbei. Ich ließ einen Kaffee durchlaufen und ging dann mit einem Becher der geliebten braunen Brühe nach draußen, um eine Zigarette zu rauchen . Später machte ich mich in Ruhe ausgehfertig, schaltete nochmal das Netbook ein und ging dann um 6 Uhr ins Rodeside Restaurant zum Frühstück. Mit O-Saft, Kaffee, Eggs over easy, Hashbrowns, Bacon und Toast startete ich den Tag und die Tour.

Während ich später draußen eine Zigarette rauchte, kam ich ins Grübeln: Das Motel machte wirklich einen netten Eindruck und es wäre durchaus eine Option, die letzte Nacht auch hier zu verbringen und den bequemen Shuttle Service zum Airport zu nutzen. (Hatte ich zwar gestern nicht, einfach weil ich noch nicht wusste, wie der Hase läuft, aber heute könnte ich mich ja erkundigen, wie das funktioniert.) Das wäre mir auf jeden Fall lieber, als in aller Herrgottsfrühe durch Phoenix zu düsen und sich evtl. noch zu verfahren, um noch das Auto abzugeben. Mit dem Shuttle fahren, das erspart Zeit und schont die Nerven.
Das Motel hatte auch Zimmer mit kleinem Patio zur Poolseite hin - mal schauen, ob sie mir so eins reservieren können.

Dann packte ich den restlichen Kram zusammen und dackelte gegen 7.30 Uhr zur Rezeption, checkte aus und machte gleichzeitig die Reservierung für den letzten Abend. Dann wartete ich vor dem Hotel auf das Shuttle. Dieses fuhr erst ein paar Gäste zum Airport und dann extra für mich eine kleine Zusatztour zum Rental Car Center.

Dort war kaum was los und am Dollarschalter war gar nix los. Der Angestellte versuchte nicht, mir Roadside Assistance aufzuschwatzen oder unterzujubeln, dafür erklärte er mir aber mit bedenklichem Gesichtsausdruck, dass die von mir gebuchte Midsize-Kategorie auf keinen Fall für die Nationalparks wie Grand Canyon etc. geeignet ist. Das Auto könnte dann überhitzen, es wäre ein Fahrzeug ausschließlich für den Stadtverkehr. Jaja... vielleicht hoppelt auch gleich der Osterhase durch die Lobby... vor allem weil es am Grand Canyon so bergig ist... wenn der wüsste, wo ich wirklich hin will...

Auf dem Parkdeck bekam der Begriff "Choice Line" dann eine vollkommen neue Bedeutung, denn ich hatte die Wahl, ob ich das einzige vorhandene Auto nehme oder nicht . Es war ein Ford Escape XLT, knapp 30.000 Meilen drauf, die Reifen machten einen guten Eindruck, Werkzeug war vorhanden. Farbe: Silber-oliv-golden... irgendwie undefinierbar. Daher war ich bei der Namensgebung dieses Jahr sehr kreativ: Es hatte irgendwie die Farbe von einem abgegriffenen Silberdollar, er ist von Dollar - also heißt er Dollarchen.

Dann ging das Abenteuer los, ob ich mich ohne Dreherle zurecht finde, aber es klappte auf Anhieb. Ich fand den direkten Weg zum Hwy 60. Kaum hatte ich den erreicht, sortierte ich mich auf die mittlere Spur und blieb dort. Ihr wisst ja... die rechte Spur wird gerne schnell mal zum Exit... und dann noch hektisch die Spur wechseln müssen, das kann ich gar nicht leiden.
Die ersten Meilen mit dem noch unbekannten Auto und dann auch gleich Großstadt bedeuten für mich immer bissl nervlichen Stress und so hoffte ich, dass Phoenix bald hinter mir liegen würde. Der Verkehr brandete 6-spurig durch die Metropole, die Geräuschkulisse war entsprechend - da muss ich mich immer wieder erst dran gewöhnen. Das Autothermometer zeigte 88°F, es war sehr bewölkt und irgendwie bissl schwül.

Die Außenspiegel an Dollarchen fand ich sehr gewöhnungsbedürftig. Der war zu drei Vierteln ein ganz normaler Spiegel und nur das obere äußere Viertel war so ein anderer Spiegel, der alles viel weiter weg zeigte, als es war. Man konnte den Spiegel gar nicht so einstellen, wie ich es von daheim kenne, also dass man die Fahrbahn im normalen Spiegel sieht. Man ist auf dieses kleine obere Teil angewiesen. Das war sehr ungewohnt und stresste mich vor allem im Stadtverkehr beim Spurwechseln. Und beim Blick in den Spiegel erschreckte ich mich immer vor meinem eigenen Auto, denn im ersten Moment erschien es mir dann, als ob es plötzlich seitlich auftauchen würde... Ganz doof...

Gegen halb zehn schien ich mich dem Ende der Metropole zu nähern, die Bebauung wurde nun weniger. Das ich aus dem Ort schon rauskomme, erwies sich jedoch als Irrtum - an die Dimensionen musste ich mich erstmal wieder gewöhnen. Aber so gegen 9.45 Uhr nahmen die Ampeln an den Querstraßen ab bzw. die Abstände der großen Querstraßen wurden immer größer.

Um 10 Uhr war ich dann so weit aus Phoenix raus, dass ich die Nerven hatte, das Radio mit einer CD in Betrieb zu nehmen. Der Verkehr wurde weniger, die Cruise Control kam zum Einsatz und ich lehnte mich entspannt zurück.

Um 10.15 Uhr hatte ich dann Wickenburg erreicht. Es war noch immer bewölkt und plötzlich hatte ich ein paar Regentropfen auf der Frontscheibe - aber die waren nicht der Rede wert.

Die Wolken nahmen immer mehr ab und die Sonne tat ihr bestes - begeistert beobachtete ich, wie die Temperaturanzeige immer weiter nach oben kletterte.

Und bald zog mich der Hwy 93 wieder in seinen Bann. Er ist landschaftlich so abwechslungsreich, einfach herrlich. Grenzdebil vor mich hingrinsend genoss ich das gemütliche Fahren, die wunderschöne Landschaft, die Weite... Ich war angekommen!

Nur die Joshua Trees sahen etwas zerrupft aus. Und alles wirkte etwas staubig nun am Ende des Sommers.

Bei Wikieup zeigte das Thermometer dann 95°F.

Ich brauchte dringend ne Tankstelle, denn sonst würde es im Auto ne Pfütze geben und ich gleichzeitig innerlich vertrocknen. Es musste dringend was raus, aber auch wieder dringend was rein. Das Wasser, was ich mir noch im Motel geholt hatte, war längst alle.

In der Trading Post in Wikieup wurde mir geholfen und um 11.50 Uhr ging es dann weiter.

Gegen 12.30 Uhr erreichte ich Kingman. Nun kam absolutes Neuland auf mich zu, denn die Strecke über den Hwy 68 nach Laughlin kannte ich noch gar nicht.
Gefiel mir aber gut. Durch das ebene Golden Valley fährt man auf die Black Mountains zu, durch welche auch der Sitegraves Pass führt.

Ca. 45 Minuten später erreichte ich Laughlin, hier wurde nun die 100°F-Marke geknackt.

Ich hatte mir im Golden Nugget ein Zimmer reserviert und freute mich auf einen erfrischenden Pool-Besuch und anschließendem Walmart-Ersteinkauf.
Leider wurde ich in meinem Enthusiasmus gebremst, denn der Check-in war ne Aktion:

Die Angestellte tippte einen halben Roman in den Computer und bewegte sich in einer Geschwindigkeit, dass man ihr während dem Gehen die Schuhe neu besohlen könnte... Nach gefühlt mindestens 15 Minuten hielt ich dann eine Zimmerkarte in der Hand und machte mich auf die lange Wanderung, denn die Wege in den meisten Casino-Hotels sind weit. Und dank Teppichboden lässt sich das Gepäck auch nicht so gut rollen. Dort angekommen, musste ich feststellen, dass das Zimmer noch gar nicht fertig war.
Also den ganzen Weg zurück...

Nun musste ich auch noch warten, denn selbstverständlich war jetzt ein anderer Gast an der Rezeption, an der nur ein Schalter besetzt war.
Als ich endlich wieder dran war, erklärte mir die Angestellte, dass momentan noch kein weiteres Nichtraucherzimmer frei sei. Wie bitte??? Die wollen mir doch nicht erzählen, dass der Kasten im Moment ausgebucht ist...! Egal, in Las Vegas nahm ich im Bills auch immer ein Raucherzimmer und das war nie verqualmt. Also würde das hier wohl auch der Fall sein. Also umgebucht auf ein Raucherzimmer und wieder losgewandert. Aber als ich dann die Tür öffnete, ging ich gleich wieder drei Schritte zurück. Das Zimmer war so verqualmt, das war auch für mich als Raucherin unzumutbar.

Also wieder zurück und natürlich war der Schalter erneut besetzt... So langsam fand ich das alles so spaßig wie Zähneziehen ohne Narkose.
Beim dritten Versuch war es mir dann egal. Ich hatte das Zimmer für 20 $ reserviert und gönnte mir nun noch ein Upgrade von 20 $ für ein Zimmer mit River View. Dieses war dann auch ok und ich wieder friedlich.
Trotzdem hatte mich diese zähe Check-in Aktion 45 Minuten gekostet

Ich ging für ein Weilchen an den Pool, aber die Sonne knallte im Moment einfach zu stark und die Sonnencreme wartete noch im Walmart auf mich. Also auf nach Bullhead City zum Walmart Supercenter.

Gegen 17.30 Uhr war ich wieder zurück im Golden Nugget. Ich brachte meine Einkäufe nach oben und als ich meine Handtasche auf den Tisch legte, sah ich unten am Pool zwei Personen, die mir doch bekannt vorkamen. Volker und Katja, die ich aus dem Discover America Forum kenne, waren am gleichen Tag im gleichen Hotel und dies hatten wir schon vor ein paar Wochen festgestellt. Ich bin runter, wir haben bissl gequatscht und sind dann ins Steakhouse. Wieder folgte eine Tradition: Am ersten Abend gibt es ein Steak, dazu einen Caesar Salad und Folienkartoffel. Runtergespült wurde es mit zwei Sam Adams - lecker.

Anschließend machten wir es uns noch im Poolbereich mit einem Bierchen bequem und tratschten noch bis 21 Uhr. Das war ein sehr schöner Auftakt der Tour

Eigentlich war ich hundemüde, aber da ich vorher die ganzen Einkäufe nur aufs Bett geworfen hatte, musste ich nun erstmal aufräumen. Und als das geschafft war, war ich wieder quietsch-wach. Daher ging ich nochmal runter und habe am Unicorn Automaten 20 Dollar gewonnen.

Von der Bar nahm ich mir noch einen Schlummertrunk mit nach draußen, rauchte eine Gute-Nacht-Zigarette und lag dann gegen 22.30 Uhr in den Federn.
Wie auch gestern schon amüsierte ich mich über die Zudecke: Das war so ne richtig weiche und gefütterte Steppdecke. Braucht man hier aber auch, denn die Zimmer sind auf Kühlschranktemperatur runtergekühlt. Da ist die Zudecke kuschelig. Nur im Laufe der Nacht wird es dann immer wärmer, denn ich schalte nachts die Aircondition aus.
Solche Decken würde ich bestimmt während der Tour auch brauchen, nur wer weiß, ob es dann dort solche gibt?

Die Karte wurde mit TopoUSA von www.delorme.com erstellt.

Gefahrene Meilen: 230

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