Mittwoch, 30. September 2015 - "Buffet"

Wieder war die Nacht für mich um 4:30 Uhr vorbei. Draußen das gleiche Wetter wie gestern: noch stockdunkel und mega Luftfeuchtigkeit.

Als wir uns um 7 Uhr zum Frühstück trafen, waren die Wetter-Sorgenfalten auf Gerds Stirn mal nicht so dramatisch, denn es war nur "partly cloudy" gemeldet.

Heute war Standortwechsel angesagt, es ging von Charleston nach Savannah und unterwegs hatten wir drei Programmpunkte geplant.

Zuerst ging es zur McLeod Plantation.

Diese ist erst seit diesem Jahre für Besichtigungen offen und daher noch recht unbekannt, was sich erfreulicherweise auf den Eintrittspreis auswirkt. Im Eintrittspreis von 10 $ p.P. ist eine Führung inbegriffen und da diese um 10 Uhr stattfinden sollte, entschlossen wir uns, sie mitzumachen.

Zuvor umrundeten wir fotografierend diverse Gebrauchsgebäude und das Haupthaus.

Dann ging es rüber zu den ehemaligen Sklavenquartieren.
Plötzlich verspürte ich an Beinen und Armen einen fürchterlichen Juckreiz und ich sah, dass sich weiße Quaddeln bildeten, von großen roten Höfen umgeben... Irgendwelche Viecher hatten mich attackiert .
Ich flüchtete zurück zum Eingangshäuschen. Dort stand so ein Trinkwasserbecken und ich schöpfte mit der Hand Wasser raus und schüttete es mir über die juckenden Stellen. (Von Gerd, der vor lauter Fotografieren von meinem Dilemma gar nix mitbekommen hatte, wurde dies nur mit "stell Dich nicht so an" kommentiert. ) Dann ging ich erstmal zum Auto und besprühte mich großzügig mit "Off".

Auf den Beginn der Führung mussten wir noch etwas warten. Als unser Guide dann erschien, erhielten wir die Info, dass es unterschiedliche Führungen gibt, mit unterschiedlichen Themen, und dass man das Haus in "Eigenregie" besichtigen kann. Toll, hätten wir gleich gewusst, dass die Besichtigung vom Haus unabhängig von einer Führung möglich ist, hätten wir uns die Warterei erspart Da ich bestimmt nicht mehr durch das Gelände latschen und für die Biester Buffet spielen wollte, sagte ich Gerd, dass ich warte und wir dann das Haus gemeinsam anschauen können. Gerd hatte aber an der Führung über das Gelände auch kein Interesse und so trödelten wir hinter der Gruppe her und steuerten dann gleich das Haus an.

Man konnte nur die untere Etage besichtigen, aber die Räume waren sowieso nicht möbliert.

Im Haus war auch ein Guide vorhanden und er erzählte einige interessante Sachen. Das war recht kurzweilig und vor allem genoss ich die Kühle, da juckten die Bisse nicht mehr ganz so schlimm.

Als nächstes Ziel stand Angel Oak auf dem Plan. Diese gigantische Eiche war irgendwie beeindruckend und gruselig gleichzeitig, denn ihre teilweise bis auf den Boden hängenden Äste ließen mich an die Arme eines Riesenkraken denken. Ich hielt respektvoll Abstand, was aber auch daran lag, dass ich nicht wieder irgendwelche Viecher aufscheuchen wollte.

Nun hieß es erstmal "Meilen machen". Während der Fahrt gab es zweimal einen kurzen Schauer, aber nur ganz kurz und auch nicht heftig. Fast bewegungslos und schweigsam saß ich auf dem Beifahrersitz, denn mittlerweile brannten, juckten und pochten die Bisse. Die Stellen waren richtig hart und ganz heiß und mir war irgendwie komisch . Zum Glück ließ das nach ca. 1,5 Stunden etwas nach. Und als ich auf dem Parkplatz bei den Old Sheldon Church Ruins dann noch einen Gemüsesaft trank, ging es mir besser .

Gerd war schon mit dem Fotoapparat bewaffnet zu den Ruinen vorgestürmt. Ich schlenderte hinterher, umrundete die Ruinen gemütlich und ließ alles auf mich wirken.

Einerseits irgendwie gruselig mit den ganzen Grabsteinen drum herum, die Bäume mit dem Spanish Moss - gleichzeitig aber auch friedlich und freundlich.

Die Old Sheldon Church Ruins sind irgendwie ein ganz mystischer Ort.

Gegen 14 Uhr erreichten wir unser vorreserviertes Motel etwas außerhalb von Savannah. Nun war Shopping angesagt, denn Gerd hatte mir erzählt, dass gleich daneben ein Outlet ist. Dies entpuppte sich aber als Flopp, da es nur wenige Geschäfte gab und diese mehr auf Möbel, Büro- und Haushaltsartikel ausgerichtet waren. Aber ich hatte vorher auf dem Highway die Info-Tafel zu einem Tanger Outlet erspäht. Daher fuhren wir nun ein paar Meilen zurück. Das Outlet war zwar recht überschaubar, aber ich fand trotzdem ne nette Kleinigkeit. Dann noch zu Walmart - das wurde so langsam zum abendlichen Ritual - aber ich wollte in die Pharmacy Abteilung, denn ich brauchte was für die blöden Bisse. Die Creme, die ich von daheim mitgebracht hatte, zeigte nämlich so gut wie gar keine Wirkung.

Nach den gestrigen "Essens-Experimenten" sollte heute was "Bodenständiges" her und Gerd schlug den Cracker Barrel vor, der quasi gleich neben dem Motel war. Naja, es war mein erster Cracker Barrel Besuch und gleichzeitig mein letzter . Unsere Bedienung war alles andere als freundlich und aufmerksam und das Steak (warum hatte ich das auch bestellt. ) rangiert bestimmt nicht auf meiner persönlichen Hitliste. Im Gegenteil! Und es war eisig kalt im Restaurant. In diesem Raumklima hätte man Königspinguine artgerecht halten können.

Ich holte mir zwar noch mein Jeanshemd aus dem Auto, aber das half auch nicht wirklich. Und dann ging schlagartig meine Nase zu. Das ist immer ein Anzeichen, da werde ich sehr vorsichtig. Ich hätte schreien können, wäre damit nicht kostbare Körperwärme verloren gegangen. Also nix wie raus.

Zurück am Motel fing es an zu regnen, aber wir fanden am Pool unter einem Sonnenschirm ein geschütztes Plätzchen und wärmten uns erstmal auf, sodass wir bald eine Kühlung von innen vertragen konnten. An der Strebe des Zaunes vom Poolbereich saß ein Mini-Frosch und hatte sich so vorteilhaft im Licht einer Lampe platziert, dass er einen riesigen Schatten auf einen Pfosten warf.

Im Zimmer überspielte ich dann die Fotos, machte die Sicherungen, tippte die Notizen, schaute im Forum vorbei und verarztete die bösen Bisse. Vorsichtshalber warf ich ein Antihistamin ein, welches ich von daheim mitgebracht hatte.