Dienstag, 29. September 2015 - "Nepp"

Jahrelang hatte ich vor dem bösen Jetlag Ruhe, aber seit diesem Jahr ist er wieder dabei. Ich wachte schon wieder um 4.30 Uhr auf und kochte mir erstmal einen schwarzen Muntermacher.

Als ich mit meiner Zigarette und dem Becher Kaffee nach draußen ging, stand ich quasi im Dampfbad .

Dann machte ich die zweite Sicherung der Fotos, schaute im Forum vorbei und bereitete eine Mail vor, die ich am Abend an ein paar Freunde und an meine Eltern schicken wollte. So verging die Zeit bis zum Frühstück recht fix.

Um 7 Uhr ging ich nach draußen und Gerd steckte auch gerade den Kopf aus seinem Zimmer. Gut gelaunt schmetterte ich ihm ein "Guten Morgen" entgegen und erhielt als Antwort:
"Mostly cloudy, 20 % chance of rain".

Einmal im Urlaub muss es ein typisches amerikanisches Frühstück sein, daher ging es heute früh zum Waffle House. Von denen gibt es hier in der Gegend glaub eins pro 10 Einwohner...
Während wir Spiegeleier, Speck, Hashbrowns, Toast und eine Waffel verspeisten, überlegte ich, ob ich nochmal nach Charleston möchte. Die Wolken hingen tief, der Nebel hatte sich noch nicht verzogen. Hatte ich da Lust, die Häuser zu fotografieren?

Vollgefressen sind wir dann doch nach Charleston gefahren. Zwischendurch riss sogar der Nebel auf und es wurde gleich viel freundlicher. Wir suchten uns einen Parkplatz bei der East Battery und schlenderten dort bissl umher. Viel ging da eh nicht, denn die Straße stand teilweise unter Wasser! Was war hier los?
(Später sollten wir aus dem TV erfahren, dass es für die Leute hier und nördlich von Charleston noch richtig heftig kommen sollte, da sie stark von den Ausläufern von Hurricane Joaquin betroffen waren.)


Nach ca. 45 Minuten und einer Zigarettenpause auf einer Bank, verließen wir Charleston und fuhren wieder zur Ashley River Road. Nun erlebten wir den Flopp des Tages: Drayton Hall... Uns war bewusst, dass die 21 $ Eintritt für Führung im Haus und alles Drumherum gelten. An der Führung hatten wir kein Interesse, Drumherum gab es nicht so viel. Wir wussten jedoch von Fotos, dass das Haus recht nett aussieht und es ein Tümpelchen gab, welches Fotos mit netten Reflektionen versprach.

Aber als das Haus in Sichtweite kam (natürlich erst nach dem Ticket-Häuschen) fiel uns die Kinnlade runter: Die Fassade der "Schokoladenseite" war zum Teil eingerüstet, es standen Baumaterialien rum und es wurde rumgewerkelt... Was für ein Nepp! Ein kleiner Hinweis beim Erwerb der Tickets wäre nett gewesen...
Wir staksten trotzdem über die Wiese, wie der Storch im Salat, den Blick immer auf den Boden gerichtet, um nicht wieder Bekanntschaft mit Ameisenhaufen zu machen...

Nachdem wir das Haus umrundet hatten, ging es zurück zum Auto. Nach nur ca. einer Meile bogen wir erneut von der Ashley River Road ab und nun folgte das Highlight des Tages: Magnolia Plantation & Gardens.

Der Parkplatz war schon ziemlich voll und ließ erahnen, dass es recht wuselig wird. Die House Tour ließen wir wieder ausfallen. Da sprangen zu viele Leute rum und unser Interesse lag eindeutig bei den Gartenanlagen. (Das Haus hat mir auch nicht besonders gut gefallen.)

Und kaum waren wir ein paar Schritte vom Haus entfernt, war kaum noch jemand unterwegs. Ein Stück vom Spazierweg führt am Ashleigh River entlang.

Obwohl die Blütezeit der meisten Blumen vorbei war, ist der Garten ein Traum. Unheimlich liebevoll angelegt, hier und da ein Brückchen, Tümpelchen mit tollen Bäumen, in denen Spanish Moss hängt, verträumte Ecken mit schönen Steinskulpturen. Ich war total begeistert!


Mit dem Wetter hatten wir mächtig Glück, denn die Sonne schaffte es, sich durch die Wolken zu kämpfen. Dadurch wurde es natürlich noch drückender. Die Schwüle war unglaublich. Man könnte sagen, dass ich an akuter fortgeschrittener Hyperthermie litt (das klingt einfach besser als "ich schwitzte wie ein Schwein und mir lief die Brühe in Strömen runter").
Wir schwammen quasi im eigenen Saft durch die Gartenanlagen.


Und das schlauchte uns irgendwie. Vielleicht auch, weil wir beide in den letzten Tagen sehr wenig geschlafen hatten. Daher beschlossen wir, für heute einfach "Feierabend" zu machen.

So waren wir dann schon gegen 14.30 Uhr zurück im Motel. Ich überspielte schon mal die Fotos, tippte meine Notizen - war auch schön, dies mal nicht abends noch "machen zu müssen". Gegen 16 Uhr fuhren wir noch zum Walmart und gingen dann früh zum Abendessen.

Mir schwebte ja was Regionales vor, aber Gerd war da nicht wirklich ne Hilfe. Also bemühte ich selber mal Google - mit mäßigem Erfolg. Wir landeten im "Oscar's" und als wir das Lokal betraten, schwante mir gleich was von vielen $$... Alles wirkte sehr gediegen, Stoffservietten... Aber wir fanden beide was, ohne das Urlaubsbudget zu strapazieren. Ich entschied mich für zwei Vorspeisen: Fried Green Tomatoes und Bruschetta - beides mega lecker und endlich mal nicht so riesige Essensberge, von denen ich schon durch den Anblick satt bin. Gerds Wahl fiel auf Shrimps mit Pommes und Coleslaw.

Am Motel setzten wir uns dann noch in den Poolbereich und glichen den Flüssigkeitsverlust noch mit zwei Bieren aus. Im Zimmer verschickte ich dann noch meine vorbereitete Mail und lag schon kurz nach 22 Uhr in den Federn bzw. zwischen den Laken.