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Montag, 2. Mai 2005 - Ankunft und Fahrt nach Cocoa Beach

Als um 5 Uhr der Wecker klingelte hatte ich gerade mal 3 Stunden geschlafen, da ich vor lauter Aufregung und Vorfreude nicht einschlafen konnte.

Um kurz vor halb sieben holte mich Papi ab und um halb acht saß ich im ICE zum Frankfurter Flughafen. Dort angekommen legte ich eine ziemliche Strecke über diverse Rolltreppen nach oben und dann wieder nach unten zurück, bevor ich beim Check-in meine große Reisetasche loswerden konnte.

Es war 9 Uhr morgens und an den Condor-Schaltern war kaum was los. Innerhalb von ein paar Minuten war es schon erledigt. Ich fragte den Security Mann ob ich noch mein Feuerzeug zu den anderen beiden in die Reisetasche packen soll - "nein, eins dürfen sie dabei haben"??? Naja, dann lasse ich es mal drauf ankommen.

Jetzt hieß es ein Lokal aufzutreiben und noch schnell den Nikotinpegel vorsichtshalber erhöhen. Es wurde die Segafredo Expresso Bar. Gegen 9:45 Uhr machte ich mich dann auf den Weg zum nächsten Check in und den diversen Sicherheitskontrollen. Man weiß ja nie genau, wie lange es dauert. Es ging schnell, nur das Handgepäck wurde durchleuchtet.

Also noch genügend Zeit für eine weitere Zigarette. Ich suchte mir also ein Plätzchen und kam dann mit einem Mann ins Gespräch, der nach Las Vegas flog um zum ersten Mal im Südwesten Urlaub zu machen. Als er erfuhr, dass ich in der Gegend schon ein paarmal war, wollte er ein paar Tipps...

Ich glaube, dem klingelten noch während seines gesamten Fluges die Ohren vor lauter Infos.

Die Kontrollen waren sehr schnell und lasch: niemand musste die Schuhe ausziehen, mein Notebook hat keiner untersucht und als ich dann meinen ganzen Kleinkram - unter anderem auch mein Feuerzeug - in eine Box legte, damit das auch alles durch den Durchleuchtungsapparat fährt, dachte ich eigentlich, dass ich mich jetzt von dem Teil verabschieden kann. Ach was! Hat niemanden interessiert!?!

Kaum war ich durch die Absperrung am Abflugsgate durch, stellte ich fest, dass der Flug eine Stunde Verspätung hat. Also Zeit totschlagen. Glücklicherweise durfte man noch in den Bereich vor dem Gate zurück. Also doch noch ein, zwei Zigarettchen (es war gleich die Raucherecke gegenüber) und Mami anrufen, damit sie Mel eine SMS schickt, dass ich Verspätung habe und es mit unserem geplanten Treffen in Cocoa Beach leider nix wird.

Da ich nun zu dem Flug selber noch eine zusätzliche Stunde totschlagen musste, machte ich mir bissl Sorgen, ob mein Lesestoff ausreicht. Die anderen beiden Bücher hatte ich zwecks zulässigen Gewichts des Handgepäcks mal lieber in die große Reisetasche gesteckt. Vom Rumsitzen wurde ich dann auch noch müde: na toll, dass soll mir doch lieber während des Fluges passieren und nicht jetzt schon.

Genau eine Stunde nach dem eigentlichen Start durften wir dann ins Flugzeug wackeln. Mein Platz war 10 D. In der Mittelreihe ein Gangplatz. (Hatte ich aber vorher schon reserviert. Mir sind auf diesen langen Flügen die Gangplätze in der Mittelreihe immer lieber, weil da mehr Abstand zur Aircondition ist und ich da leider sehr empfindlich bin.)

Da der Flieger von hinten nach vorne aufgefüllt wurde, stieg ich erst ziemlich zum Schluss ein. Alle nahmen ihre Plätze ein bzw. kramten in den Gepäckfächern aber niemand machte Anstalten zu den beiden freien Plätzen neben mir zu kommen. (Innerliche Spannung baute sich auf!) Dann fing der Vogel an loszurollern und alle setzten sich hin. (Vorsichtiges Umschauen meinerseits mit anschließendem innerlichem Frohlocken.)

Vorsorglich deponierte ich auf dem Platz neben mir gleich mal meine Handtasche und mein Jeanshemd, nicht dass noch jemand auf die Idee kommt, sich den anderen Außenplatz zu krallen und den Mittelplatz mit seinem Krempel zubaut!

Und dann gab der Pilot Gas, wir hoben ab und ich hatte doch tatsächlich fast sowas wie ein 99-Euro-Flug-Upgrade bekommen: eine Dreierreihe für mich alleine

Das Flugzeug hatte eine nette Spielerei: vorne im Cockpit war eine Kamera installiert, durch die die Sicht der Piloten während des Starts auf die Bordbildschirme übertragen wurde. Während des gemächlichen Getuckere auf dem Rollfeld fand ich das richtig nett. Beim Start dann nicht mehr so sehr... (ich gehöre zu den Menschen, denen schon elend wird, wenn im Fernsehen die Sicht während einer Achterbahnfahrt übertragen wird - und da sitze ich ja nicht mal mit drin!)

Als der Vogel dann in der Luft war, wurde auf eine andere Kamera umgeschaltet, die irgendwo am Bauch des Flugzeugs war. Man sah Häuser, Straßen, Autos ... alles direkt von oben immer keiner werden.

Als der Start vorüber war, ließ ich mich dann endgültig auch auf dem Mittelplatz häuslich nieder. Ich erntete zwar den einen oder anderen neidischen Blick (kann ich ja auch irgendwie verstehen: mit meinen knapp 1,60 m hab ich ja wirklich nicht solche Platzprobleme bei nur einem Platz.) Aber später stellte ich dann fest, dass noch weitere Plätze frei waren und die anderen Passagiere es natürlich genauso gemacht haben.

Der Pilot erzählte uns durch´s Mikro, dass der Flieger Verspätung hatte, weil er aus Las Vegas gekommen war und über dem Atlantik eine sehr seltene Windkombination war, dass er sehr langsam fliegen musste, damit er überhaupt in Frankfurt eintrifft???

Wir erhielten einen kostenlosen Begrüßungscocktail - für mich eine Bloody Mary bitte

Der Pilot erzählte uns dann was zur Flugroute und erwähnte die Bermudas. Hilfe, da gibt´s doch das Bermuda Dreieck, in dem im Film immer Flieger verschwinden...

Und die Langeweile begann. Mit meinem Buch musste ich ja sparsam umgehen und machte mir deshalb ein paar Notizen für den Reisebericht (das mir sehr langweilig war kann man anhand des Tagesberichts ja nun sehen...) Jedesmal wenn ich in meiner Tasche nach dem Notizbuch oder dem Kuli kramte lächelten mich meine Marlboros an...

Meine Uhr stellte ich auch gleich auf Florida-Zeit um, somit entfällt das Umgerechne der verbleibenden Flugzeit.

Dann gab´s Mittagessen: Chicken oder Pasta. Chicken bitte. Und das war gar nicht mal schlecht! Dazu gab es eine Art Kartoffelbrei mit Röstzwiebeln drauf und Blumenkohlröschen und Möhrenstifte mit einer Art Knobi-Butter. Noch ein kleines Brötchen mit einem Mini-Camembert, ein Schüsselchen mit Salat mit Putenbruststreifen und als Nachtisch irgendwas Rosa-Cremiges auf Bisquit mit roter Soße. Weiß nicht, wie das war - ich bin keine Süße.

Zum Mittagessen genehmigte ich mir ein Fläschchen Rotwein. Nach dem Essen schneckelte ich mich in meine beiden Sitze rein und habe ein wenig gelesen. Und da wurde ich soooo müde und hab mal kurz die Augen zugemacht. Und doch tatsächlich eineinhalb Stunden geduselt. Dann den Rest vom ersten Film angesehen. Anschließend Zigaretten gekauft. Später gab es einen Snack: Reis mit einer Gemüse-Käse-Mischung überbacken. War nicht mein Ding! Wieder lesen, dann wurde der zweite Film gestartet und plötzlich huschten die Stewardessen ganz aufgeregt um einen Herrn drei Reihen vor mir rum.

Dann eine Durchsage vom Piloten ob ein Arzt an Bord wäre War einer dabei. Die Stewardessen schleppten daraufhin zwei Erste-Hilfe-Koffer herbei. Blutdruckmessen, EKG, Zuckertest, dann Kochsalzlösung per Tropf. Dann irgendwas spritzen (hier kam dann die zweite Durchsage vom Piloten, ob auch eine Krankenschwester da wäre - war auch eine mit an Bord.) Die musste immer die Spritzen aufziehen und den Tropf kontrollieren.

Da schwere Turbulenzen angekündigt wurden, setzte sich die eine Stewardess neben mich, da sie vom Kranken nicht so weit weg sein wollte. Und da erzählte sie mir das auch alles. Sie war nur sehr bestürtzt, dass es dem Herrn trotz aller Bemühungen überhaupt nicht besser ging. Eher im Gegenteil.

Kurz vor der Landung wurde uns dann mitgeteilt, dass wir alle erst aussteigen dürfen, nachdem der Kranke vom Notfallarzt abgeholt worden wäre - eh klar, das ist ja selbst-verständlich (zumindest war es dies für die "Holzfällerklasse" - die Passagiere der Business Class zeigten da ein etwas arg befremdliches Benehmen).

Kaum hatte der Flieger die Parkposition erreicht, kamen Krankenwagen und mehrere Polizeifahrzeuge angedüst. (Oh oh, wie hieß der Film doch gleich "Killerviren an Bord" oder so ähnlich??? )

Jedenfalls wurde er dann versorgt und wir durften anschließend aussteigen. Oh - ist der Flughafen in Orlando niedlich. So klein. Die Immigration ging fix und während wir anstanden kam eine Security Lady mit einem süßen kleinen Hund, der trug ein Lätzchen auf dem Rücken "In Order to protect the agricultural of the USA" oder so ähnlich.

Meiner Reisetasche war von den ganzen Runden auf dem Band bestimmt schon ganz schlecht. Ich war froh, wenigstens nicht warten müssen. Aber zu früh gefreut - um die nächste Ecke rum und schon wieder abgeben. Hä, warum das? Dann Handgepäck durchleuchten lassen und durch ein Piepstor laufen. Weiter. Wieder Handgepäck durchleuchten lassen. Mittlerweile schaute ich mich mal vorsichtig um, ob ich mich vertan hatte und versehentlich auf dem Weg zu irgendeinem Weiterflug war. Aber ich war richtig. Dann mit der Bahn in ein anderes Terminal fahren. Und da waren dann oberhalb des Baggage Claims, welcher uns genannt wurde, noch zig andere Flüge angeschrieben. Entsprechend viele Leute standen rum und entsprechend lange hat es gedauert...

Bei Alamo war dann auch eine ganz schöne Schlange. Kurz vor 18 Uhr machte ich mich auf den Weg ins Parkhaus zur Choise Lane. Von meiner kleinsten Kategorie war nicht mehr viel Auswahl: es standen drei exakt identische rote Autos da. Ich nahm den Mittleren, da stand keiner dahinter, konnte also besser ausparken

Entgegen aller bisherigen Erfahrungen erwischte ich auf Anhieb die richtige Straße zum nächsten Ziel. Einmal links abgebogen und dann war auch schon der Hwy 528 angeschrieben. Nach wenigen Meilen durfte ich dann auch gleich den Toll abdrücken.

Die Fahrt nach Cocoa Beach war total easy. Und ich war positiv überrascht: man kam zügig vorwärts und es war alles gar nicht so dicht besiedelt, wie ich befürchtet hatte. (An diese Gedanken sollte ich mich allerdings während meiner Tour noch oft erinnern.) Fast Punkt 8 Uhr kam ich am Holiday Inn - Beach Ressort in Cocoa an. Es hätte ja sogar noch zum Treffen mit Mel gereicht, aber es war eben doch alles zu wackelig.

Endlich unter die Dusche. Weil sich der Hunger meldete, bin ich noch fix nebenan ins Restaurant und habe mir eine Folienkartoffel und etwas Brokkoli bestellt. Der Brokkoli war fantastisch: nicht so zermanscht zerkocht, wie ich das befürchtet hatte, sondern genau richtig bißfest. Dazu gab´s ein schönes kühles Bud.

Da ich dummerweise vergessen hatte ein Raucherzimmer zu verlangen, rauchte ich meine Gute-Nacht-Zigarette dann vor meiner Zimmertüre, oben auf der Veranda, die ja immer um den ersten Stock drumherumläuft. Das war aber auch ganz praktisch, denn so konnte mich nach dem Restaurantbesuch wieder auftauen.

Die Luft war warm, ein leichter Wind ging und man spürte schon eine gewisse Feuchtigkeit in der Luft. Mir gingen nochmals die ganzen unterschiedlichen Empfindungen während der Fahrt von Orlando nach Cocoa Beach durch den Kopf: Was mache ich eigentlich hier? Oh, das Wasser ist ja ganz knapp neben der Straße! Ich war septisch aber auch neugierig.

Bevor ich ins Bett bin hab ich mich erst noch mit dem Monstrum von Aircondition beschäftigt, sonst hätte ich mich im Bett wegen des Luftzuges anschnallen müssen. Dann kam noch die abendliche Schwerstarbeit: das Laken unter der Matratze her-vorziehen, damit Beinfreiheit herrscht. Ich verstehe nicht, wie die Zimmermädchen es immer schaffen, die Laken so fest zu stecken.

Um 11 Uhr machte ich dann das Licht aus.

Gefahrene Meilen: 59


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