1. Tag:
Fahrt und Hellendorf

2. Tag:
Hellendorf

3. Tag:
Festung König-stein & Bastei

4. Tag:
Bastei, Lilienstein, Wehlen

5. Tag:
Herkulessäulen, Burg Stolpen, Schloss Rammenau

6. Tag:
Dresden

7. Tag:
Dresden

8. Tag:
Schloss Moritz-burg und Rück-fahrt

Montag, 16. Oktober 2006

Um 6.30 Uhr wachte ich auf. Nach einem gemeinsamen Frühstück machte ich mich dann um 9 Uhr auf den Weg. Als ich von Hellendorf aus losfuhr, nieselte es etwas Aber genau als ich Richtung Königstein abbog, lichtete sich die Wolkendecke und ein kleiner blauer Streifen Himmel wurde sichtbar. Das war doch schon mal ein gutes Zeichen

Als ich gegen 9.45 Uhr am Parkplatz der Festung Königstein ankam, sah das Wetter gleich noch mal besser aus. Da der Festungs-Express (so eine Art kleiner Bummelzug auf Rädern) gerade da stand, machte ich eins auf faul und fuhr zum Fuß der Festung hinauf. Dort angekommen stellte ich fest, dass es jetzt einen Panorama-Aufzug gibt. Den benutzte ich aber nicht, denn ich wollte die Festung schließlich wieder so betreten, wie ich dies als Kind hatte. Ich passierte das erste Tor, der Weg machte eine Kurve und Fünkchen der Erinnerung kamen auf: Vor mir lag der Weg zum zweiten Tor, an dessen linker Seite die Flèche ist, ein beckenartiges Gelände, welches im Kriegsfall mit Geschützen zum flachen Beschuss des Vorgeländes und der Festungsflanken bestückt wurde.

Ich kam am Kassenhäuschen an, entrichtete den Eintrittspreis und bat um das Gerät für eine Audio-Tour. Ein Entschluss, den ich garantiert nicht bereut habe. Schon allein die Erklärungen zur "Dunklen Appareille" mit ihren Pechnasen, Fallpalisaden und Caponnièrengang waren genial

Seit meinem Alcatraz Besuch in San Francisco bin ich ja sowieso ein Fan solcher Audio-Touren. Und die von der Festung Königstein kann ich nur wärmstens empfehlen.

Zum Gerät & Kopfhörer erhält man noch eine eingeschweißte Karte, in welcher die Stationen nummeriert sind. Man ist nicht darauf angewiesen, sich an die Reihenfolge zu halten, denn man kann durch Eingabe der Nummer der einzelnen Stationen, diese direkt anwählen, was einem sehr viel Flexibilität verschafft.

Nachdem ich auf der Festung angekommen war, besuchte ich das Brunnenhaus. Erst dachte ich mir gar nichts dabei, aber als ich eintrat, war die Erinnerung plötzlich wieder da. In diesen riesigen, mit Glas abgedeckten Brunnen mit 152,5 m Tiefe, hatte ich schon öfters geschaut. Allerdings unterschied sich der Besuch zu denen früher, denn dieses Mal brauchte mich niemand hochheben, damit ich über den Brunnenrand schauen konnte

Schräg gegenüber ist das Proviant-Haus. In der Audio-Tour wurden die großen Weinfässer erwähnt und wieder meldete sich die Erinnerung. Die Eingangstüre war offen und man sah einen langen Gang nach unten, dort brannten ein paar Lämpchen. Hmmmm - wenn die Türe offen und nix abgesperrt ist und unten sogar Licht ist, wird man ja wohl hinunter laufen dürfen. Das tat ich dann auch und schaute mir nach so vielen Jahren die alten, großen Weinfässer wieder an. Als ich kurz darauf hinauf lief, grinste ich innerlich, denn plötzlich waren auch andere Leute auf dem Weg nach unten. Die hatten sich wohl vorher nicht getraut bzw. waren unsicher, ob es erlaubt ist, dort runter zu gehen

In Ruhe schlenderte ich auf der Festungsanlage umher. Am meisten hatten es mir die Wehrgänge angetan, denn man hat fantastische Ausblicke auf das Umland, während man die Festung umrundet.

Ich kam bei der Friedrichsburg an, einem keinen Pavillion an und hörte mir natürlich auch diese Passage in der Audio-Tour an. Nach dem erklärenden Text hatte man die Möglichkeit, sich eine Legende zu dieser Stelle anzuhören und so kam wieder ein Stückchen Erinnerung dazu: Die Geschichte vom "Pagen-Bett" hatte mich schon als Kind fasziniert: Es handelt sich um einen Felsvorsprung, auf welchen ein Page nach einem rauschenden Hoffest im Jahre 1675 durch eine Schießscharte gelangte.

Er setzte sich dort hin, um seinen Rausch auszuschlafen, nicht ahnend, dass seine Beine über dem Abgrund baumeln. Der Kurfürst Johann Georg II. ließ den Pagen morgens zur Vorsicht festbinden und ihn dann durch Pauken und Trompeten wecken.

Während des weiteren Rundganges wurden wieder alte Erinnerungen erweckt: Ich kam an der Pestkasematte vorbei, einem in eine Felsspalte eingebautes Verlies, welches zur Isolation von Pesterkrankten entstanden ist - eine derartige Nutzung ist aber nicht nachweisbar. Dann erreichte ich das Blitzeichenplateau: Dort stand früher eine 300 Jahre alte Eiche, in die oft der Blitz einschlug - dummerweise hatten dort oft Bewohner und Besucher der Festung Schutz vor dem Gewitter gesucht ...

Im "Offizierskasino" machte ich eine Radeberger-Pause und schlenderte dann noch weiter auf dem Festungsgelände umher, bevor ich mich auf den Rückweg zum Parkplatz machte, wo ich gegen 14.20 Uhr wieder ankam.

Meine nächste Etappe war der Pfaffenstein, zu dem ich über einige Dörfer im Hinterland zwischen Königstein und Bad Schandau fuhr. Es ist alles viel bunter und freundlicher als früher. In Pfaffendorf sah ich von der Straße aus ein sehr schönes Panorama und suchte eine geeignete Stelle, um ein Bild davon zu machen. Vor einem leuchtend gelben Rapsfeld wurde ich fündig und genoss den Anblick, umgeben vom süßen Duft der Rapspflanzen. 

(Schade, dass es für die Sächsische Schweiz keinen Scenic Drive mit View Points gibt.

Ist nämlich gar nicht so einfach, eine geeignete Stelle zu finden, da man ständig zwischen Berg und Tal wechselt und dann häufig das Motiv plötzlich wieder weg ist.)

Am Pfaffenstein angekommen stellte ich fest, dass ich auf den Festung Königstein und während der Fahrt zu sehr getrödelt hatte und für die Wanderung auf den Pfaffenstein keine Zeit mehr blieb. Schade, so konnte ich nur aus der Ferne einen Blick auf die Barbarine werfen.

Ich machte mich also auf den Weg nach Wehlen (genauer gesagt Dorf Wehlen) denn dort sollte für die nächsten zwei Tage mein Stützpunkt sein. In Bad Schandau überquerte ich die Elbe und erreichte um 16.30 Uhr die Bastei. Dort war mächtig viel los: Viele Reisebusse und auf dem Parkplatz fand man kaum eine freie Stelle.

Zuerst besuchte ich den berühmten Basteiblick, von wo aus man die Tafelberge und die Täler der Sächsischen Schweiz sehen kann.

Dann ging ich über die Basteibrücke, welche die Mardertelle überspannt, zur Felsenburg Neurathen. Ich stand tausend Ängste aus, denn das Gebiet der Felsenburg liegt auf einzelnen Berggipfeln bzw. Plateaus, die über Eisengitter-Stege miteinander verbunden sind, durch die man aber trotzdem nach unten schauen kann. Sowas ist ja nun gar nix für mich aber die Aussicht auf den Wehlgrund mit der Großen Gans entschädigte mich für die Ängste.

Und am Ende der kleinen Rundtour traf ich dann auf einen Bekannten der Vergangenheit: dem Mönch. Dies ist der östlichste Felsen der Bastei, auf welchem als Wetterfahne ein Mönch steht. Als Kind gruselte es mich unheimlich vor dieser Figur. Heute entlockte mir dies ein Schmunzeln.

Um 18 Uhr fuhr ich dann nach Wehlen, wo ich mir ein Zimmer im Gasthof "Zur alten Säge" reserviert hatte. Ich bekam ein sehr schönes Zimmer und ging dann gleich nach unten, denn ich hatte Hunger. Von der Speisekarte war ich erstmal richtig fasziniert, denn man findet dort viele einheimische Gerichte, richtige Hausmannskost halt: Soljanka, Sülze mit Bratkartoffeln, Hackepeter, Kartoffeln mit Quark, usw.

Ein Freund hatte mir die Gäststätte & Pension "Zur alten Säge" empfohlen und ich kann diese Empfehlung wärmstens weitergeben!

Nach dem Abendessen spielte ich die Bilder auf´s Notebook und ging dann noch auf ein Absackerle nach unten. Ich kam mit den Wirtsleuten und ein paar anderen Gästen ins Gespräch und wir unterhielten uns lustig bis kurz nach 24 Uhr.