Donnerstag, 2. Juni 2011
"Fatale Entscheidung"
Heute konnte ich es ruhiger angehen lassen und habe erstmal bis 7 Uhr geschlafen. Da ich in den vergangenen zwei Tagen immer im Restaurant gefrühstückt habe, wollte ich mir heute nur ne Kleinigkeit im Motel holen. Leider gab es keine Bagels & Cream Cheese und auf Toastbrot mit Marmelade hatte ich keinen Appetit. Daher nahm ich mir so ein kleines abgepacktes Süßteilchen mit. Dieses beförderte ich jedoch nach dem ersten Bissen in den Abfalleimer. Es war so klebrig süß, dass es bestimmt ganz praktisch ist, wenn man sich einen Absatz ankleben muss. Aber essen konnte ich das Ding nicht
Also fuhr ich nach dem Auschecken doch noch fix zu einem Denny's, wo ich dann meinen Bagel mit Cream Cheese bekam.
Eigentlich wollte ich über die SR 247 nach Lucerne Valley und weiter nach Yucca Valley fahren. Aber wegen der blöden Baustelle verpasste ich die Abfahrt und entschied daher, über den I15 bis Victorville zu fahren und von dort aus nach Lucerne und Yucca Valley.
Aber das war eine fatale Entscheidung!
Da lag nämlich der Exit zu den Tanger Outlets dazwischen.
Und so entschloss ich mich, die Ersparnis von gestern noch etwas zu vergrößern.
In Victorville kam mir dann noch ein Walmart in die Quere. Eigentlich wollte ich nur zwei Flaschen Salatdressing holen... eigentlich...
Nachdem ich eh schon anders gefahren war, als ich wollte, machte ich mir keinen Kopf um Straßennummern etc. und fuhr einfach mal in die entsprechende Richtung. Ich würde schon irgendwo ankommen. Hier war ja jetzt schon alles wieder überschaubar. Und instinktiv hatte ich die Route von 2006 gewählt, denn plötzlich erspähte ich auf der linken Seite den Laden, in dem ich mir damals meine Cowboystiefel gekauft hatte. Automatisch zuckte meine Hand zum Blinkerhebel und der Fuß stand auf dem Bremspedal.
Aber ich war tapfer, umklammerte das Lenkrad und fuhr weiter. Ich hatte heute schon genug gespart
Und so zuckelte ich auf diesen Nebenstraßen Richtung Yucca Valley. Der Himmel sah schon wieder so "verwaschen" aus, kein schönes, sattes Blau.
Aber egal! Ich freute mich auf die drei ruhigen Tage: Keine großen Fahrstrecken und ein sehr schöner National Park, genau vor der Haustüre, für den ich mir Zeit nehmen konnte. Ich fuhr und hing meinen Gedanken nach:
Die nächsten Tage würde eine schöne Kombination aus Naturerlebnissen und Relaxen werden.
Irgendwie ist es schon komisch: Alles nördlich ab Phoenix bedeutet für mich Aufregung, Programm, Erleben, Abenteuer, Entdeckergeist usw. Aber richtige Erholung, sich auch mal Ruhe gönnen, dies kann ich nur im Süden von Arizona oder Kalifornien. Hier ist es für mich Ruhe, Erholung - einfach noch mal eine Art Urlaub im Urlaub.
Und hier würde dann die Rückverwandlung erfolgen:
Zu Beginn des Urlaubs verwandle ich mich in die "Landstreiferin". Da werden die alten Shirts, ausgefransten Hemden und Jeanshosen mit schon dünnen Stellen zum Wandern hervor gekramt und die "ordentlichen" Klamotten befinden sich meistens unten in der Reisetasche. Die Haare werden irgendwie nach oben gewurschtelt, Planungsunterlagen, Landkarten und GPS sind ständig in Reichweite. Die Alltagsgedanken werden abgeschaltet. Tarifbedingungen und Details, die sonst auf Abruf vorhanden sind, werden komplett ausgeblendet - das Vagabundenleben kann beginnen.
Nähere ich mich dann am Ende der Tour wieder der "Zivilisation" und das ständige Umhergeziehe findet ein Ende, erfolgt wieder die Metamorphose in den Stadtmenschen. Nun werden die eingestaubten Klamotten und Schuhe ganz unten in die Reisetasche gepackt, die Fingernägel, die während der Tour hier und da mal gelitten haben, wieder in Form gebracht, abgesplitterter Nagellack erneuert und die ordentlichen Klamotten wieder ausgepackt. Erste Gedanken an die Heimkehr und den Alltag flackern hin und wieder auf.
Aber bis dahin würde ich noch zwei herrliche Tage im und beim Joshua Tree National Park haben!
Und plötzlich waren die Schleierwolken weg und vor mir lag ein strahlend blauer Mittagshimmel - und zwar genau in der Richtung, in die ich fuhr.
Die 247 gefällt mir, da war kaum was los, die Straße ist quasi schnurgerade und hat viele Dips. Es macht Spaß, durch diese hindurch (oder doch eher drüber weg) zu düsen. Kurz hinter dem Abzweig nach Landers war die Straße wie eine Achterbahn. Erst steil hoch, dann steil runter, so steil, dass man den Verlauf der Straße gar nicht sehen konnte.
Man fährt durch einige kleine Ortschaften, wo man sich fragt, von was die Leute hier eigentlich leben. Aber egal, wie klein die Käffer sind, und wie verfallen oder verlottert es dort aussieht, das modernste und am besten gepflegte Gebäude ist immer das Feuerwehrhaus.
In Yucca Valley angekommen, fuhr ich aber nicht zum Motel, denn es war erst 12.40 Uhr und ich würde sowieso noch nicht einchecken können, sondern bog nach links ab Richtung Joshua Tree. Im dortigen Visitor Center kaufte ich mir einen Park Pass, denn mein National Park Pass war seit Ende Mai abgelaufen. Dann brauchte ich noch Eis für die Kühlbox. Im spirituell angehauchten Shop schräg gegenüber gab es keins, also fuhr ich noch mal fix auf den Highway 62 und hielt dann an einem etwas dubiosen Market. Dort gab es zwar auch ein paar normale Lebensmittel, aber die Spezialisierung schien auf Getränken mit vielen Promille zu liegen. Egal - sie hatten Eis, also füllte ich fix die Kühlbox auf und düste gegen 13.15 Uhr Richtung Parkeingang.
Mittlerweile war es herrlich warm geworden und bei weit geöffneten Fenstern genoss ich die Fahrt über den Parkboulevard
Innerhalb kürzester Zeit war wieder ein Drängler hinter mir und ich schickte dem lieben Gott ein Dankgebet, als endlich ein 35mph-Schild auftauchte.
Mein erster Stopp war an der Parking Area Intersection Rock. Diese befindet sich nur ganz kurz vor dem Abzweig zum Hidden Valley Campground / Barken Dam. Diese vier großen Felskullern, die dort auf einem großen Steinplateau lagen, faszinierten mich und boten ein hübsches Motiv.